9. Essener Selbsthilfepreis 2024
Wir sind Gut.drauf!
Wir sind eine unternehmungsfreudige und aktive Gruppe von Frauen und Männern aus dem Ruhrgebiet, die entweder selbst eine Krebserkrankung überstanden haben oder deren Angehörige Krebsbetroffene sind. Wir haben beschlossen, uns vom Krebs nicht unterkriegen zu lassen, sondern unsere Genesung und Wohlbefinden auf sportliche Art zu fördern.
Wir wollen sportlich aktiv sein und uns in der Natur bewegen; während und nach den Krebstherapien. Wir wollen das gegenseitige Verständnis mit anderen Menschen teilen und laden Krebsbetroffene und ihre Begleiter/innen auf diesem Weg ein, mit uns gemeinsam die Herausforderungen des Lebens anzugehen.
Bei uns bist du richtig, wenn du...
- eine Krebserkrankung hast.
- ein/e Angehörige/r bist.
- Gleichgesinnte kennenlernen möchtest.
- Freude an Bewegung & Sport hast.
- Stress abbauen willst.
- gute Gespräche suchst.
- gemeinsame sportliche Aktivitäten schätzt.
- deine Lebensqualität verbessern willst.
- Menschen suchst, die dich akzeptieren, wie du bist.
Und wenn du mit uns einfach gut drauf sein willst!
Wir sind Gut.drauf!
Unser Gruppenmitglied Andreas erzählt der Selbsthilfekontaktstelle WIESE e.V. was ihn an unserer Gruppe so begeistert.
Drei Fragen an…. Andreas Murglat, Selbsthilfegruppe „Gut.drauf! – Sport und Krebs“
Wir haben zwei Aspekte. Zum einen wollen wir aktiv sein, denn bei uns findet so ziemlich alles draußen statt und in Bewegung. Zum anderen sind es die Gespräche, man fühlt sich unter Gleichgesinnten schneller unterstützt und verstanden. Auch bietet die Bewegung den Raum, um das Gespräch zu zweit oder zu mehreren zu führen, wie es gerade für einen passt.
Jeder von uns hat mit Krebs seine Erfahrungen gemacht oder macht sie gerade, entweder als Betroffener oder Angehöriger und wir wollen uns davon nicht unterkriegen lassen. Dafür haben wir als Therapien die Bewegung und das Gespräch gewählt, von sportlich bis gemütlich sowie von ernst bis fröhlich. Wir sind als Gruppe sehr heterogen und ich finde das tut uns sehr gut. Für den einzelnen ist es wichtig sein Wohlfühltempo zu finden und ob sie oder er im Moment lieber zuhört oder reden möchte. Da bietet die Gruppe immer jemanden zur Begleitung. Und zum Glück dreht sich nicht jedes Gespräch über Krankheit.
Über einen Zeitraum von 10 Jahren fand für Menschen nach Krebserkrankung jährlich ein 7-tägiges Alpentrekking von Österreich nach Südtirol statt, also zu Fuß über den Berg. Hierfür haben sich die Gruppen von bis zu 12 Menschen ein halbes Jahr durch regelmäßigen Sport auf diese körperlich, wie seelisch sehr anstrengende Woche vorbereitet. Aus einer der ersten Touren ist die Gruppe entstanden. Es war der gemeinsame Wunsch, die durchweg positiven Erfahrungen mit anderen teilen zu wollen.
Der Weg zu uns ist eigentlich leicht, ob über die Wiese, unserer Homepage https://sport-und-krebs.de/ oder auch Mundpropaganda. Oft trauen sich Betroffene, wenn sie lesen was wir machen, dies nicht unbedingt zu oder zweifeln ob das ihnen weiterhilft. Dann braucht es vom Partner*in oder Freund*in vielleicht einen kleinen Stupser oder eine reichende Hand und der Satz „…komm, wir gehen zusammen dahin…“. Bei uns sind auch eine Menge Pärchen dabei und das von Anfang an.
Wir haben zwei fixe Aktivitäten. Das sind unsere wöchentlichen Treffen zum Walking und Nordic Walking in der Gruga und unsere monatlichen Wandertouren, immer am dritten Sonntag im Monat, die uns zumeist an die vielen schönen Flecken von Essen und umgebende Städte führt.
Beim Walken am Dienstagabend drehen wir 2 Runden mit insgesamt 5 Kilometern und Du musst gut eine Stunde Zeit mitbringen. Der Eintritt ist zu dieser Uhrzeit frei.
Beim Wandern treffen wir uns gegen 10:30 Uhr an unterschiedlichen Treffpunkten. Dort starten wir unsere mehrstündigen Wanderungen, die immer von einer Rast in einem Café oder Restaurant unterbrochen sind.
Über die Jahre sind es noch ganz, ganz viele andere Aktivitäten geworden. Wir machen mehrtägige bis einwöchige Wanderurlaube, Radtouren im Ruhrgebiet oder Karnevalsveranstaltungen in Köln. Die Teilnahme am Onko-Lauf und Walking Day oder wie vor kurzem an einem Spendenlauf für die Ukraine. Wir haben das Trainingsbergwerk in Recklinghausen besucht und an der SauberZauber-Aktion der Stadt Essen teilgenommen. In diesem Jahr haben wir für den Klimaschutz mit der Unterstützung von Baumprojekten in Ennepetal und Essen begonnen. Dafür wählten wir in der Walking Gruppe das Motto „Fünf für’s Klima“, also sich 5 Kilometer die Woche fürs Klima bewegen, u.a. beim Walken. Dafür zahlen die Teilnehmer einen Betrag in unser Klima-Sparschwein ein und investieren dann in ausgewählte Klimaprojekte. Zu allem findest du auf unserer Homepage ausführliche Beiträge mit Bildern – https://sport-und-krebs.de/.
Bei unseren ganzen Aktivitäten gilt immer der Grundsatz “Jeder kann, niemand muss”, es besteht keine Verpflichtung zur regelmäßigen Teilnahme. Auch ist jeder aufgefordert sich in dem Tempo zu bewegen, wie es guttut und möglich ist. Wir gehen als Gruppe los und kommen als Gruppe an, das ist uns sehr wichtig. Auch wenn es zwischendurch bei den unterschiedlichen persönlichen Tempos eher wie eine Ziehharmonika anmutet.
Alle Aktivitäten werden von uns selber organisiert. Wer eine schöne Wanderstrecke kennt, darf diese gerne für die Gruppe organisieren. Auch wer eine sonstige Idee hat, schlägt sie der Gruppe vor und bei genügend Teilnehmern kann sie oder er mit der Organisation beginnen oder vorher Unterstützung durch andere suchen.
Ganz viel. Nach meiner ersten Krebserkrankung war meine Welt erstmal grau. Ich habe über die Zeit wieder lernen müssen Ziele zu haben. Dabei hat mir Bewegung oder vielmehr der Spaß an der Bewegung geholfen. In der Reha und bei anderen Selbsthilfegruppen hatte ich zudem für mich festgestellt, dass reden hilft und der Austausch mit anderen Betroffenen das Gespräch leichter macht. Als ich dann in Kontakt mit “Gut drauf” kam, boten sich mir zwei positiv besetzte Dinge an. Normalerweise geht man für die Bewegung in den Sportverein und bestimmte Gespräche finden im Stuhlkreis statt. Hier findet alles zusammen statt und die Menschen waren auch noch nett. Mit der Zeit und da meine ich eher Jahre und nicht Monate, hat mich die Bewegung körperlich gestärkt und mental selbstbewusster gemacht. Die Gespräche haben mir dabei geholfen die psychischen Folgen der Erkrankung zu verarbeiten. Ich habe mich unbewusst auf schwere Zeiten vorbereitet und so einen Werkzeugkasten geschaffen, aus dem ich mich in den letzten Jahren schon reichlich bedienen konnte. Zudem ist die Verabredung mit der Gruppe eine hohe Motivation. Denn meine Eigenmotivation für sportliche Aktivitäten ist nur gering ausgeprägt. So klappt das für mich und die Termine habe ich im Kalender eingetragen.
Auch versuche ich ein Stück der Freude zurückzugeben, indem ich die ein oder andere Wanderung bzw. Aktivität für die Gruppe organisiere.
Nach meiner Tumorbehandlung hatte ich ein paar Jahre später ein Rezidiv und wiederum ein Jahr später habe ich am oben beschriebenen Alpentrekking – zu Fuß über den Berg – teilgenommen. Auch die Krebsbehandlung selbst blieb bei mir nicht ohne Folgen und führte über die Jahre zu mehreren schweren Operationen. Aber immer war der Wunsch da, so schnell wie möglich wieder zum Walken und Wandern gehen zu können. Selbstbestimmt durchs Leben zu gehen, nicht für alles auf Hilfe angewiesen sein, setzt ein gewisses Maß an körperlicher Fitness voraus. Die fehlt nach solchen Behandlungen und es brauchte seine Zeit. So ging ich am Anfang nur zu einem “Hallo” zum Treffpunkt und nach kurzem Plausch wieder langsam nach Hause. Oder in der Corona-Zeit kam die Walking-Gruppe kurz bei mir vorbei und wir konnten uns vorm Haus kurz unterhalten. Jetzt ist meine letzte schwere OP zehn Monate zurück und ich bin stolz auf mich, letztens beim Spendenlauf für die Ukraine, zwei flotte Runden mit fünf Kilometern beigesteuert zu haben. Mit längeren Wanderungen habe ich noch Schwierigkeiten, doch diese für mich wichtige Lebensqualität will ich mir zurückerobern. Das ist mein Wunsch für dieses Jahr und dabei hilft mir die Gruppe.
Wir sind Gutdrauf!
Unser Gruppenmitglied Birgit spricht über unsere Aktivitäten, ihre Motivation und was sie am Wandern & Walken begeistert.
Unsere Gruppengrundsätze:
Wir sind eine Selbsthilfegruppe, deren Mitglieder sich gegenseitig auf ihrem Weg unterstützen. Damit die Gruppe so stärkend und wohltuend für alle Beteiligten sein kann, legen wir Wert auf folgende Grundsätze:
Vertraulichkeit: Was in der Gruppe besprochen wird, bleibt in der Gruppe.
Wir wollen Begegnung, Bewegung und sportliche Aktivitäten in der Natur – KEINE Höchstleistungen.
Wir wissen aus eigenem Erleben, wie sich gesundheitliche Krisen und Einschränkungen anfühlen. Jeder erzählt darüber soviel er bzw. sie mag.
Wir bewegen uns in dem Tempo, das jedem möglich ist.
Wir begegnen uns mit Offenheit, Toleranz und haben stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Teilnehmenden.
Bewegung soll Freude machen. Wer möchte, ist dabei – es besteht keine Verpflichtung zur regelmäßigen Teilnahme.
Unsere regelmäßigen Aktivitäten:
Die Teilnahme an unseren Touren und Wanderungen ist kostenlos und unverbindlich. Damit du alle nötigen Infos zu Treffpunkten und Strecken erhältst, nimm vor einem Erstbesuch gerne Kontakt mit uns auf.
Die Touren sind auch für Sportanfänger und Ungeübte geeignet. Jeder darf in seinem Tempo aktiv sein und ist dennoch Teil unserer Gemeinschaft. Interesse? Dann schnupper doch mal rein. Wir freuen uns auf dich!
Walken (wöchentlich)
- Jeden Dienstag (auch an Feiertagen)
- Beginn: 18.30 Uhr
- Treffpunkt: Grugapark Essen (Eingang Orangerie)
- Virchowstraße 167, 45147 Essen
Wandern (monatlich)
- Jeden 3. Sonntag im Monat
- Dauer: ca. 3-4 Stunden
- plus Pausen Hofcafés (Kosten hierfür sind selbst zu tragen)
- Treffpunkt: wechselnd (Infos per Email)
Weitere Aktivitäten und Termine findest du in unserem Kalender.